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Mehr Einsatz für Abrüstung - jetzt.

Ein Rückblick auf die Ostermärsche in Thüringen

Von Philipp Gliesing

Philipp Gliesing vom Koordinierungskreis der Thüringer Ostermärsche eröffnet die Demo in Jena. (Foto: Ihle)
Philipp Gliesing vom Koordinierungskreis der Thüringer Ostermärsche eröffnet die Demo in Jena. (Foto: Ihle)

Das erklärte Ziel der Thüringer Ostermarsch-Kampagne 2018 war es den öffentlichen Raum an möglichst vielen Orten mit Protest zu füllen. Angesichts der bedrückenden Lage in Syrien, Jemen, Afghanistan und damit auch an Europas Grenzen, sind wir alle aufgefordert die eigene Stimme gegen Aufrüstung, Krieg und Vertreibung zu erheben. Dies gelang bundesweit besser als im Vorjahr, und auch in Thüringen konnte eine leichte Zunahme der Teilnehmerzahlen verzeichnet werden (Gera: 200, Jena: 200, Erfurt: 100, Ohrdruf: 150).

 

Ein positives Fazit zieht der Koordinierungskreis auch, weil es gelungen ist neue Bündnispartnerinnen einzubeziehen und mit vielfältigen Aktionsformen aufzutreten. Und so wird das Bündnis aus Gewerkschaften, Initiativen, Jugendverbänden und lokalen Friedensgruppen auch in Zukunft für eine breite Beteiligung beim Ostermarsch in Thüringen werben. Es gilt die Friedensarbeit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen. Erst durch gemeinsam formulierte Grundsätze und gezielte Forderungen an die Entscheidungsträgerinnen in Politik und Wirtschaft wird eine Bewegung auch handlungsmächtig.

 

Unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen für eine eigentlich selbstverständliche Sache – nämlich „Aufrüstung statt Abrüstung“ – zu werben, war nicht einfach. Die politische Verunsicherung der Menschen ist deutlich spürbar. Vor 60 Jahren, als die großen Ostermarsch-Demos, den Aufrüstungsbeschluss von Bundeskanzler Adenauer verhinderten, standen die Menschen noch unter dem Eindruck eigener Kriegserlebnisse und wussten sehr genau, wozu das Wettrüsten führen würde. Mit der atomaren Bedrohung kann ein Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen, in wenigen Stunden eingeläutet werden. Und das Risiko steigt mit jedem weiteren Schlachtfeld. Deshalb muss überall die Erkenntnis reifen, dass heut zu Tage kein Krieg mehr „gewonnen“ werden kann. Das muss jedes Kind verstehen, dann begreifen es vielleicht auch eines Tages die Entscheidungsträgerinnen der gewählten Regierungen.

 

Für die bundesweite Initiative "Abrüsten statt Aufrüsten" konnten zahlreiche Unterschriften gesammelt werden. Die Rednerinnen in Thüringen machten deutlich, dass wir es uns weder aus globaler, noch aus innenpolitischer Sicht leisten können, mehr als 30 Milliarden Euro für Rüstung auszugeben. Und gerade die Thüringer Kommunen leiden darunter, dass der Bund seiner Verantwortung nicht gerecht wird, um im Bereich von Arbeit, Sozialen, aber auch Infrastruktur für Planungssicherheit zu sorgen.

 

Auf den Kundgebungen zeigte sich eine starke Solidarität mit der - von der Türkei - bombadierten Region rund um die nordsyrische Stadt Afrin. Die Vertreibung der dort ansässigen und bereits aus anderen Gebieten geflohenen Menschen wurde durch einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg des türkischen Staates möglich, bei dem u.a. Panzer aus deutscher Produktion zum Einsatz kamen. Der Profit der Einen führt zum Leid der anderen. Und gerade deshalb ist es wichtig in Jena auf die Straße zu gehen, wo eine Firma als Zulieferbetrieb in der "defense-Sparte" optische Geräte liefert, um eben jene Panzer auszurüsten. Die Rüstungskonversion (Umstiegs auf zivile Produktion) muss staatlich subventioniert werden – und zwar europweit.

 

„Schwerter zu Pflugscharen“ ist längst keine Auslaufmodell, sondern der einzige Weg um tatsächliche eine friedensschaffende Weltordnung zu gestalten. Mit Entschlossenheit und Ernsthaftigkeit können auch heute wieder gesellschaftliche Bündnisse über religiöse oder weltanschauliche Grenzen hinweg geschmiedet werden, die für das Wohl der Vielen stehen.


Ostermarsch in Jena

Copyright: F-IHLE

Ostermarsch in Gera

Copyright: MATZ

Ostermarsch in Erfurt

Copyright: PGLIE

Ostermarsch in Ohrdruf