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Jetzt erst Recht: Bewegung für den Frieden

Thüringer Ostermarsch 2018 – Aufruf "Abrüstung statt Aufrüstung - Für eine Welt ohne Krieg, Militär und Gewaltherrschaft" – Aktionen vom 29.03. bis 02.04.2018 in vier Thüringer Städten und im Zeitzer Forst


Der Protest gegen Aufrüstung und die Kriegspolitik in Syrien, Jemen und Afghanistan muss laut und unüberhörbar bis zu den höchsten politischen Entscheidungsträgern vordringen. Denn die weltweiten Spannungen und Konfrontationen haben eine neue „Eiszeit“ in den internationalen Gemeinschaft ausgelöst. Die Missachtung des Völkerrechts führt zu Flucht und Vetreibung von hunderttausenden Menschen. Insbesondere die aktuelle Belagerung der nord-syrischen Gebiete durch das türkische Militär muss international geächtet und sanktioniert werden.

 

Die Mitverantwortung der deutschen Rüstungindustrie an der Militarisierung von Kriegsparteien im Nahen und Mittleren Osten ist ein Skandal. Wie Medienberichte über die Geschäfte von Waffenfirmen belegen, versagte die Kontrolle von Waffenexporten unter der Bundesregierung bisher auf ganzer Linie. Wenn die Regierung von „deutscher Verantwortung in der Welt“ spricht, sagen wir: „Das muss eine Verantwortung für Abrüstung und friedliche Konfliktlösungen sein. Um Krieg und Gewalt zu beenden und allen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen, müssen globale friedliche und kooperative Lösungen gefunden werden. Das geht nur, wenn Konflikte friedlich gelöst werden, wenn konsequent abgerüstet und die Weltwirtschaftsordnung gerecht organisiert wird – und mit internationaler Solidarität.“

 

Das Peace-Zeichen wird 60 Jahre alt

Die Friedensbewegung hat eine lange Tradition, die mit dem Protest für atomare Abrüstung begann. Beim ersten Ostermarsch am 7. April 1958 zogen – trotz schlechten Wetters – tausende Kernwaffengegner durch London zum 80km entfernten britischen Atomforschungszentrum. Das vom Grafikdesigner und überzeugten Pazifisten, Gerald Holtom (1914-1985), entworfene Peace-Zeichen wurde anlässlich des damaligen Protests veröffentlicht und war auf über 500 Schildern zu sehen.

 

In der Bundesrepublik formierte sich der Widerstand gegen einen Aufrüstungsbeschluss, den die Adenauer-Regierung 1958 durchsetzen wollte, um die taktische Stationierung von Atomwaffen im Zuge des „Kalten Krieg“ umzusetzen. Das führte zu Massenproteste, die vor allem von Gewerkschaften, Kirche und linken Parteien getragen wurden. In Hamburg kamen über 120.000 Menschen zusammen. Im Verlauf der 1960er Jahre organiserte u.a. der Aktionskreis für Gewaltlosigkeit jährliche Ostermärsche in Westdeutschland. Einen neuen Aufschwung erhielt die Friedensbewegung ab 1979 durch den Kampf gegen die Neutronenbombe und den NATO-Doppelbeschluss zur Stationierung von Mittelstreckenraketen.

 

Auch in der DDR gründeten sich in den 1980er Jahren immer mehr Friedensgruppen, um unter dem Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ gegen das Wettrüsten zwischen Ost und West zu protestieren. Zu den spektakulärsten Aktionen gehören die Friedens- und Ausreisedemonstrationen in Jena.

 

„Wildschwein, Reh und Fledermaus, halten diese Knallerei nicht aus“ - Plakatparole aus dem Zeitzer Forst.

 

In Thüringen etablierte sich der Ostermarsch durch den Protest gegen den Truppenübungsplatz in Ohrdruf, auf dem zukünftig Kampfdrohnen erprobt werden sollen. Insbesondere die zunehmenden Auslandseinsätze der Bundeswehr im sogennanten „Krieg gegen den Terror“, welcher 2003 in eine unmittelbare Kriegsbeteiligung in Afgahnistan mündete, ließen die Proteste erstarken. Bis heute gilt für die Friedensgruppen: Thüringen darf nicht zum Drehkreuz militärischer Missionen werden, die nichts mit der gesetzlich verankerten Landesverteidigung gemein haben und Fluchtursachen nur verschärfen. Freie Waldwege fordern auch die Teilnehmer der jährlichen Osterwanderungen im Zeitzer Forst – der Protest der Bürgerinitiative „Kein Schuss im Zeitzer Forst“ richtet sich gegen eine Schiessanlage der Bundeswehr.

 

Darüber hinaus treffen sich aktive Friedensgruppen und Vertreterinnen aus Politik, Kirche und Gesellschaft regelmäßig im Trägerkreis Rüstungskonversion Jena. Ziel ist es Thüringer Unternehmen zu fördern, die sich von der Produktion militärischer Güter und Komponenten abwenden wollen. Wie notwendig das ist lässt sich auch im Thüringer Rüstungsatlas nachvollziehen, in dem der militärisch-industrielle Bereich dokumentiert wird.

 

Mit Musik, Kreativität und Nachhaltigkeit gegen den Krieg

Mit dem Liedermacher Olaf Bessert sowie den Rap-Musikern MBp & Magma (Erfurt) und Holger Burner (Hamburg) treten bei den Thüringer Ostermärschen auch Künstler mit klaren Botschaften auf. Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ auf dem Erfurter Anger präsentieren sich bereits am Gründonnerstag zivile, soziale und humanitäre Vereine und Organisationen, um Alternativen zur Aufrüstung zu diskutieren und Mitmach-Angebote vorzustellen.

 

Auch in Ohrdruf wird es mit einem „World Café“ am Truppenübungsplatz nach der Demo noch interessante Gesprächsrunden bei Kaffee und Kuchen geben. Die Jenaer Ostermarsch-Demo war bereits im vergangenen Jahr mit 200 Menschen gut besucht und wird wieder viele aktuelle Infos bieten. Die Protestaktionen sind ausdrücklich familienfreundlich und offen für kreative Beiträge der Bürgerinnen und Bürger.

 

Alle Aktionen im Überblick:

  • Ostermarsch in Erfurt: Kundgebung "Aktionstag für Abrüstung", 29.03.2018, 15-18 Uhr, Anger (Auftaktveranstaltung)
  • Ostermarsch in Gera: Kundgebung "Aufrüstung - Nicht in meinem Namen", 31.03.2018, 10-12 Uhr, Bachgasse/Eventfläche
  • Ostermarsch in Jena: Demonstration "Abrüsten statt Aufrüsten - Nein zum Krieg, Nein zur Rüstung, Nein zum Schweigen", 31.03.2018, 14-16 Uhr, Holzmarkt
  • Ostermarsch in Ohrdurf: Demonstration "Abrüsten statt Aufrüsten - für eine Welt ohne Krieg und Militär", 31.03.2018, 11-13 Uhr, Waldstraße/Trinitatis Kirche
  • Ostermarsch im Zeiter Forst: Wanderung "Kein Schuss im Zeitzer Forst", 02.04.2018, ab 14 Uhr , Waldparkplatz bei Lonzig (hinter Gera-Grossaga).